Bild: „Querdenken" von David Arsenault

Ein jedes Ja ist Wagnis und verlangt ein Ziel

Du kannst dir nicht ein Leben lang

die Türen alle offen halten,

um keine Chance zu verpassen.

Auch wer durch keine Türe geht

und keinen Schritt nach vorne tut,

dem fallen Jahr für Jahr

die Türen eine nach der anderen zu.

Wer selber leben will, der muss entscheiden

Ja oder Nein -

im Großen und im Kleinen.

Wer sich entscheidet, wertet, wählt,

und das bedeutet auch: Verzicht.

Denn jede Tür, durch die er geht,

verschließt ihm viele andere.

Man darf nicht mogeln und so tun,

als könne man beweisen,

was hinter jener Tür geschehen wird,

ein jedes Ja-auch überdacht, geprüft -

ist zugleich Wagnis

und verlangt ein Ziel.

Das aber ist die erste aller Fragen:

Wie heißt das Ziel,

an dem ich messe Ja oder Nein?

Und: Wofür will ich leben?

Gedicht von Paul Roth 1925

Gedicht aus "Bild der Frau" - Juni. 2011