Was bringt den Doktor um sein Brot?
a) die Gesundheit, b) der Tod,
Drum hält der Arzt, auf dass er lebe,
Uns zwischen beiden in der Schwebe!
EUGEN ROTH

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: Pitschü!
und hat ihn drauf bis Montag früh.

CHRISTIAN MORGENSTERN

Gesunde sind leichtfertig,
Kranke sind unvernünftig,
Genesene weise.

RODA RODA

Jede Krankheit hat ihren besonderen Sinn,
denn jede ist eine Reinigung.
Man muss nur herausbekommen, wovon.

CHRISTIAN MORGENSTERN

Manches muss man heilen,
ohne dass der Kranke davon weiß.

SENECA

SCHNUPFEN

Beim Schnupfen ist die Frage bloß:
Wie kriege ich ihn — wieder los?
Verdächtig ists: Die Medizin
Sucht tausend Mittel gegen ihn,
Womit sie zugibt, zwar umwunden,
Dass sie nicht eines hat gefunden.
Doch Duden sei als Arzt gepriesen,
Der Nießen milderte zu Niesen.
Der bisher beste Heilversuch
Besteht aus einem saubren Tuch,
Zu wechseln un-ununterbrochen
Im Lauf von etwa zwei drei Wochen.
Zu atemschöpferischer Pause
Bleibt man am besten still zu Hause,
Statt, wie so häufig, ungebeten
Mit bei Konzerten zu trompeten Rezept:
Es hilft nichts bei Katarren Als dies:
geduldig auszuharren.
Der Doktor beut hier wenig Schutz
Im besten Fall nießt er nur Nutz.

EUGEN ROTH

IM NEBEL

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamkeit.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

HERMANN HESSE

Je mehr man leidet,
desto größer ist das Glück.
GIRAUDOUX

VORSCHNELLE GESUNDUNG

Ein Mensch, der lange krank gewesen, Ist nun seit Jahr und Tag genesen, Bewegt sich fröhlich in der Stadt, Darin er viel Bekannte hat. Doch jedermann, der ihn erblickt, Ist höchst erstaunt, ja, er erschrickt: »Was?«, ruft er und sucht froh zu scheinen, »Sie sind schon wieder auf den Beinen? Ich dachte doch ... ich hörte neulich ... Na, jeden Falles - sehr erfreulich!« Er zeigt zu Diensten sich erbötig, Die Gott sei Dank jetzt nicht mehr nötig, Und ärgert sich im tiefsten Grund Darüber, dass der Mensch gesund, Statt auszuharren still im Bette, Bis er - vielleicht - besucht ihn hätte.

EUGEN ROTH

Wie mit den Lebenszeiten,

so ist es auch mit den Tagen,
keiner ist uns gut genug,
keiner ist ganz schön,
und jeder hat, wo nicht seine Plage,
doch seine Unvollkommenheiten,
aber rechne sie zusammen,
so kommt eine Summe Freude
und Leben heraus.

FRIEDRICH HÖLDERLIN

»Wirds besser? Wirds schlimmer?«,
Fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich!
Leben ist immer Lebensgefährlich.

ERICH KÄSTNER