Maris Treben, Meine Erfahrungen mit Heilkräutern
ANWENDUNGSARTEN

Teeaufguß: 1 gehäufter Teelöffel Kräuter wird mit 1/4 Liter gerade gekochtem Wasser gebrüht, kurz ziehen lassen.

Badezusatz: Für ein Vollbad 200 g Kräuter (siehe Allgemeiner Teil unter »Vollbäder«!).

Thymian-Tinktur: Die in der Mittagssonne gepflückten Blütenstände werden in eine Flasche locker bis zum Hals gefüllt, mit 38 bis 40%igem Korn- oder Obstbranntwein übergössen und 14 Tage in der Sonne stehen gelassen.

Thymianöl: Die in der Mittagssonne gepflückten Blütenstände werden locker in eine Flasche gefüllt und mit kaltgepreßtem Olivenöl übergössen, sodaß das Öl zweifingerbreit über den Blüten steht. 14 Tage in der Sonne oder in Herdnähe stehen lassen.

Kräuterkissen: Die Kräuter werden in ein Kissen gefüllt und zugeheftet.

Thymiansirup: Die in der Sonne gepflückten Blüten und Stengel werden beim Einlegen in ein Glas mit nassen Händen befeuchtet. Schichtweise werden sie mit Rohzucker fest in das Glas gedrückt. Man läßt alles ca. drei Wochen an einem sonnigen Platz stehen. Beim Abseihen müssen die mit Zucker durchgetränkten Blüten und Stengel mit nur wenig Wasser ausgewaschen werden, das zum Sirup gegossen wird. Nun läßt man den Sirup auf kleinster Stufe am Elektroherd verdunsten, ohne ihn zum Kochen zu bringen. Der Sirup darf nicht zu dünn und nicht zu dick werden, deshalb läßt man ihn ein- bis zweimal erkalten, um die Probe zu machen.

Auch bei epileptischen Anfällen wäre Thymian zu empfehlen. Der Tee, zwei Tassen täglich, wird nicht bei Anfällen, sondern das ganze Jahr über als Teekur von zwei bis drei Wochen mit zehntägiger Unterbrechung getrunken.

Ganz wunderbar und bekömmlich ist der Thymian-Sirup. Er wird bei Erkältungen vor den Mahlzeiten gereicht.

THYMIAN, Feld- oder Sandthymian (Thymus serpyllum)

Auch Quendel, Wilder Quendel, Kuddelkraut oder Bienenkraut genannt. Er wächst auf sonnigen Rainen, auf Böschungen, mageren Waldrändern und gern auf den kleinen Ameisenhaufen in den Wiesen. Viel Wärme und Sonne braucht er und hält sich darum auf steinigen Flächen und Almen, wo die Bodenwärme besonders stark ausstrahlt.

.« Die Äbtissin Hildegard von Bingen erwähnt den Thymian als Arznei gegen den Aussatz, gegen Lähmung und Nervenerkrankungen. Wer morgens statt Kaffee eine Tasse Thymiantee trinkt, wird bald die heilsame Wirkung verspüren: Geistesfrische, gutes Gefühl im Magen, kein Morgenhusten und allgemeines Wohlgefühl.

Thymian, Kamille und Schafgarbe in der Sonne gepflückt, als trockenes Kräuterkissen aufgelegt und gleichzeitig ein Tee aus diesen Kräutern getrunken, helfen bei neuralgischen Gesichtsschmerzen.

Mein Kind, damals vier Jahre alt, konnte sich nach einem Typhus nicht erholen. Zwei Jahre versuchten wir manches ohne Erfolg. Nach einem einzigen, 20 Minuten dauernden Thymian-Bad, das man mir angeraten hatte, stieg ein anderes Kind aus der Wanne. Als ob man einen Knopf gelöst hätte, fiel wie ein Mantel alles Kranke von ihm und es blühte von diesem Tage an sichtlich auf. Thymian wird zur Blütezeit, von Juni bis August, gesammelt; am wirksamsten ist der in der Mittagssonne gepflückte. Man kann die Blüten in einer Flasche, die bis zum Hals damit gefüllt wird, zehn Tage in Öl ansetzen oder aber einen Sirup machen. Das Thymian-Öl findet Verwendung gegen Lähmung, bei Schlaganfällen, Multiple Sklerose, Muskelschwund, Rheumatismus und Verstauchungen. Bei Magen- und Menstruationskrämpfen, sowie Krämpfen im Unterleib ist Thymian innerlich wie auch äußerlich zu empfehlen. Man trinkt tagsüber zwei Tassen. Äußerlich legt man bei Krämpfen die in der Mittagssonne gepflückten und getrockneten Blüten und Stengel als Kräuterkissen auf. Vor dem Schlafengehen wird dieses Kissen in einer Kasserolle angewärmt und auf den Magen oder Unterleib gelegt. Bei Geschwülsten und Quetschungen sowie bei veraltetem Rheuma sind Kräuterkissen ebenfalls zu empfehlen.
Bei Erkrankungen der Luftwege, schwerster Bronchialverschleimung und Bronchialasthma, ja selbst bei Keuchhusten ist Thymian im Verein mit Spitzwegerich zu gleichen Teilen ein altbewährtes Mittel. Man bringt eine Tasse kaltes Wasser mit einer Scheibe Zitrone und einem Teelöffel Thymian-Spitzwegerich hinein. V2 Minute ziehen lassen. Der Tee soll sehr heiß schluckweise getrunken werden. Er wird vier- bis fünfmal am Tage frisch zubereitet; bei Gefahr einer Lungenentzündung wird dieser Tee, stündlich schluckweise getrunken, seine Wirkung nicht verfehlen. Glücklicherweise ist der Thymian bei vielenMüttern noch nicht in Vergessenheit geraten. Vielfach wird jedoch nicht bedacht, daß die Verabreichung von Getränken direkt aus dem Kühlschrank bei Kindern zu chronischer Bronchitis führen kann, die sich in späteren Jahren zu einem Emphysem mit schwerster Atemnot entwickelt. Die Thymian-Tinktur (siehe »Anwendungsarten«) dient als Einreibung zur Gliederstärkung bei schwach entwickelten Kindern; aber auch Multiple Sklerose-Erkrankte sollten zu dieser Einreibung greifen. Wieviel Leid könnte mancher Familie erspart werden, wenn ein krankes Kind rechtzeitig mit Thymian behandelt würde, sei es mit Tee oder Thymian-Bädern. Manches unruhige oder nervöse Kind hat durch ein Thymianbad zu einem gesunden Schlaf gefunden. Aber auch Menschen mit nervöser Überreizung und Depressionen fühlen sich nach solchen Bädern in kurzer Zeit gesund.
Daß Thymian als empfehlenswertes Mittel gegen Trunksucht verwendet werden kann, sollte nicht übersehen werden. Man übergießt eine gehäufte Handvoll Thymian mit einem Liter kochendem Wasser, deckt zu und läßt zwei Minuten ziehen. Der Tee wird in eine Thermosflasche gefüllt und davon dem Alkoholiker jede Viertelstunde ein Eßlöffel gegeben. Es erfolgt Übelkeit, Erbrechen, starkes Abführen und Urinieren, Schweißausbruch, nebenbei großer Appetit und Durstgefühl. Bei Rückfällen, die anfangs unvermeidlich sind, später jedoch immer seltener kommen, wird die Kur wiederholt.